Woher wissen die Feuerwehrleute, wo genau sich der Einsatzort befindet und wie sie dorthin am Schnellsten kommen? Die Feuerwehr Piflas wird bei der Alarmierung nun durch ein modernes EDV-System unterstützt, das den Einsatzkräften Details zum Einsatz und den Anfahrtsweg auf Großbildschirm darstellt.
Woher weiß die Feuerwehr, wo es brennt?
Wenn die Feuerwehr gebraucht wird, dann erhalten die Feuerwehrleute per Funkdurchsage über ihre Meldeempfänger am Gürtel ("Piepser") und via Fax ins Gerätehaus Informationen zu Einsatz und Einsatzort. Auf dem Fax sind oft zusätzliche Angaben angegeben, z.B. ob Personen in Gefahr sind oder in welcher Ausdehnung eine Ölspur verläuft.
Ebenso notiert die Leitstelle auf dem Fax alle an der Einsatzstelle benötigten Fahrzeuge und Geräte. In der Regel nimmt aber der Einsatzleiter auf dem ersten ausrückenden Fahrzeug dieses Fax und damit auch die Informationen mit zur Einsatzstelle. Die nachfolgenden Kräfte sind dann auf Nachfragen oder das Mithören des Funkverkehrs angewiesen, um sich auf den Einsatz vorbereiten und schnelle Hilfe am richtigen Ort leisten zu können.
Oftmals ist auch nicht klar, wo genau sich die Einsatzstelle befindet. Dies ist nicht den mangelnden Ortskenntnissen der Feuerwehrleute geschuldet, sondern ist vielmehr im Einsatzgebiet der Piflaser Wehr begründet: bei manchen Straßen liegen scheinbar benachbarte Gebäude mit aufeinanderfolgenden Hausnummern 2 km weit auseinander, z.B. in der Alten Regensburger Straße. Auch bei Straßen, die andere kreuzen, stehen die Feuerwehrleute vor der Herausforderung, ob sie links oder rechts abbiegen sollen. Ein Beispiel hierfür ist die Breslauer Straße im Stadtgebiet Landshut: Diese ist vom Gerätehaus über die Konrad-Adenauer-Str. erreichbar, zweigt aber links und rechts ab. Hier waren die Feuerwehrleute bisher auf zeitraubende Nachfragen bei der Leitstelle während der Anfahrt angewiesen.
Aufbereitung der Informationen im Gerätehaus
Mit der Installation des neuen Alarmdisplays wird dieser Problematik entgegengewirkt und das System hilft den Rettern, einen Zeitvorteil bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu haben. Wenn die Feuerwehrleute nach Alarmierung im Gerätehaus eintreffen, leuchten auf dem neuen Großbildschirm in der Fahrzeughalle bereits alle von der Leitstelle übermittelten Informationen auf: Neben den Details zum Einsatz wird auf dem Monitor auch angegeben, welche Fahrzeuge von der Leitstelle angefordert wurden und von den Feuerwehrleuten zu besetzen sind. So wird gewährleistet, dass auch das richtige Gerät an der Einsatzstelle verfügbar ist.
Ebenso wird die Lage der Einsatzstelle auf einer Karte inklusive dem Anfahrtsweg dargestellt, zusätzlich wird für jedes Fahrzeug ein detaillierter Anfahrtsplan mit Abbiegehinweisen ausgedruckt. Somit können sich die Feuerwehrleute bereits beim Anziehen der Schutzkleidung über den bevorstehenden Einsatz informieren und sich so schnell auf einen einheitlichen Informationsstand bringen. Dies bedeutet nicht nur einen Zeitvorteil bei der Anfahrt zur Einsatzstelle, sondern auch das Vermeiden von Missverständnissen und zeitfressenden Nachfragen.
Kompetenz aus eigenen Reihen genutzt
Das neue EDV-System ist kein Produkt von der Stange, sondern wurde speziell auf die Bedürfnisse der Feuerwehr Piflas zurechtgeschnitten. Es stellte sich schnell heraus, dass man ein System mit den gestellten Anforderungen nicht als Standardprodukt kaufen konnte und deshalb ging man dazu über, dieses selbst zu entwickeln. Dazu griff man auf die hauptberufliche Fachkompetenz der eigenen Kameraden zurück: Das Display wurde in kompletter Eigenregie konzipiert, entwickelt und installiert. Die Beschaffung der Hardware für den Alarmmonitor, die Installation der Strom- und Kommunikationsleitungen sowie die Programmierung der Software wurde ausschließlich durch die ehrenamtlichen Feuerwehrleute durchgeführt. Für den Markt Ergolding als Aufwandsträger waren so nur noch die reinen Sachkosten aus der Steuergeldkasse zu bezahlen.
Komplexes System
"Am Einfachsten war die Installation der Hardware, viel aufwändiger war dagegen die Erstellung der Software", so der Programmierer Stefan Windele. Viele ungezählte Stunden hat er in die Erstellung der Systemprogramme investiert. "Dennoch hat es viel Spaß gemacht, das System von Grund auf zu entwickeln und in vielen Durchläufen auf die Einsatzfähigkeit zu testen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man mit seinem Hobby etwas Sinnvolles bewirkt." Das System läuft mittlerweile seit September 2012 im Piflaser Gerätehaus und hat sich bereits bei ersten Einsätzen bewährt. Es hilft den Einsatzkräften, noch vor dem Ausrücken einen Überblick zu erhalten: Der erste Blick beim Laufen ins Gerätehaus nach einer Alarmierung gilt nun immer den Informationen auf dem Display.
- Hardware
55"-Full-HD-Digital-Signage Display (Diagonale des Monitors: 140 cm) mit integriertem Industrie-PC
Anbindung an das EDV-Netz des Feuerwehrhauses, das Telefonnetz und an das Internet
Absicherung mit USV gegen Stromausfall - Software
Betriebssystem Linux; Fax-, Datenbank- und Webserver mit OCR-Funktion
modulare Displaysoftware (Eigenentwicklung): Uhr, Einsatz- und Lagedarstellung, digitales schwarzes Brett, Berechnung und Druck von Anfahrtsplänen, Anzeige des FMS-Status der Fahrzeuge, optional: Information per E-Mail und SMS an Führungskräfte - Anbindung
Das System erforderte keine Konfigurationen bei der Leitstelle und konnte durch den Anschluss an an das Internet sowie an das Telefonnetz einfach in Betrieb genommen werden.
Nachtrag 06.02.2013: Mit dem Update der Software auf das neue Release ("Ausbaustufe 3") können auch die FMS-Status unserer Fahrzeuge angezeigt werden. Dies ermöglicht eine einfache Kontrolle der Bereitschaftsmeldung auf einen Blick ohne zeitaufwändige Kontrolle jedes einzelnen Funkgerätes.
Beispielansichten von Bildschirm und Ausdruck: